Herzheimat - Emiola und Lukas


I.Akt

Emiola

Im Dorf ging grausamer Terror um,

 

dem Emiola im Verstecke nur knapp entkam.

 

Viele schrien, sie litt verängstigt stumm

 

ob der Gräuel der Männer von Boko Haram.

 

 

 

Der Bruder entführt, der Vater gar tot,

 

ihre Schwester wurd‘ mehrmals geschändet.

 

Zu Eis gefror ihr Herz in der Not,

 

hat sich so von allem abgewendet.

 

 

 

Bald später Schreie von Mädchen im Dorfe,

 

die Beschneiderin zückte ihr schäbiges Messer.

 

Die kranke Tradition ist auch in ihrer Mutters Kopfe.

 

Blieb‘ Emiola bei ihr, erging es ihr bald nicht besser.

 

 

 

So floh sie einst aus dem fernen Nigeria,

 

aus Angst vor ihrer eignen Beschneidung.

 

Erst Zeremonie, dann grausames Ritual.

 

Sie entwich der femininen Menschenverachtung.

 

 

 

Dank des Himmels Kräften erfuhr sie großes Glück,

 

Recht und Mission brachten sie aus dem Land.

 

Als Flüchtling nach Westen, immer ein Stück,

 

strandete Emiola inmitten von Deutschland.

 

 

 

Sie war gescheit und lernte mit Wonne,

 

investierte sich in Sprache und Verhalten.

 

Dann war sie Teil einer Putzkolonne,

 

und hat manchen Fremdenhass ausgehalten.

 

 

 

Emiola öffnete sich der neuen Welt,

 

erfuhr, dass auch Gutes sich in ihr verbarg.

 

Trotz banaler Jagd nach Gütern und Geld.

 

machten ehrliche Freunde sich für sie stark.

 

 

 

Ihr vereistes Herz war nicht mehr so verzagt,

 

als Emiola ihn erblickte zum ersten Mal.

 

So jemanden zu erhoffen hätte sie nie gewagt,

 

konnte ihr Leben sich wandeln so radikal?

II.Akt

Lukas

Ein Kind des guten Bürgertums,

 

bei Eltern behutsam zum Manne gereift.

 

Gut belehrt im mittleren Bildungsraum,

 

war Lukas‘ Sinn wach und empathisch geneigt.

 

 

 

Verstand die Gleichheit als hohes Gut,

 

des Lebens Freiheit als individuell.

 

Reagierte innerlich mit Sorge und Wut,

 

denn Rassisten erschienen ihm kriminell.

 

 

 

Für ihn zählte nicht, wer arm ist, wer reich,

 

er schätzte auch sehr die Würde der Frau.

 

Für Lukas waren die Menschen allesamt gleich,

 

er schämte sich fremd all dem rechten Radau.

 

 

 

Er träumte von der einzig wahren Liebe

 

die Frau seines Lebens wäre sein ganzes Glück.

 

Auch wenn die Welt ihn materiell vorantriebe,

 

war nur die richtige Sie das fehlende Stück.

 

 

 

Lukas war kräftig, seine Arbeit war gut.

 

Manch Rückschlag ließ ihn nur stärker werden.

 

Mal verließ ihn, mal erstarkte sein Mut,

 

des Zweifels Keim ließ er so oft absterben.

 

 

 

Seine Freunde waren unterschiedlich im Schlag,

 

aber offen für die sich verändernde Welt.

 

Dann sah er sie! Armors Pfeil traf ihn arg.

 

Holla, sein Leben war auf den Kopf gestellt.

 

 

 

Wie durch eine Fügung gelangte er zu ihr.

 

Sein Herz entbrannte lodernd und heiß.

 

Das farbige Mädchen übernahm darin Revier.

 

Den dunklen Juwel wollte er um jeden Preis.

III.Akt

Emiola                                                                                                                                          Lukas

 

Sie lässt sich fallen, mit Körper und Herz,

 

gebettet in seinem geöffneten Leben.

 

Er trägt behutsam mit ihres Lebens Schmerz,

 

war sie doch einst menschlicher Willkür ergeben.

 

Sein Blick fängt den ihren auf und hält ihn fest,

 

ihr Lächeln lässt weiße Blitze los.

 

Ebenholzschönheit, Herzmanifest,

 

seine Liebe für sie ist grenzenlos.

 

Ihre Hände berühren ihn sanft gleitend,

 

ihr Arme gleich umgarnenden Lianen.

 

Sie fühlt die seinen, die sie festhaltend

 

erheben in neue Glückslaufbahnen.

 

Aus gewachster Seide erscheint ihm ihre Haut,

 

ihr betörender Duft zieht ihn in seinen Bann.

 

Eine weibliche Basilika wurde mit ihr erbaut,

 

wie sie sich wohl nur eine Schöpfung ersann.

 

Ihr sehnt nach seiner Liebkosung so sehr.

 

Nach seinen Berührungen auf ihrer Haut.

 

Mit ihm wird ihre Wehmut an früher leer,

 

erstmals ist ihre Liebe auf Fels‘ gebaut.

 

Malerische Lippen umrahmen ihren Mund,

 

legen sich sanft auf die seinen.

 

Ihre Brüste an ihm, groß und rund,

 

nimmt die Zeit eine Auszeit, möge es jetzt so bleiben.

 

Ihr Gesicht und die Hände auf seiner warmen Brust,

 

dieses aufsteigende Kribbeln, wie sehr sie ihn liebte.

 

Wäre er nicht, hätte sie wohl niemals gewusst,

 

dass ihr einst gefrorenes Herz wirklich noch lebte.

 

Gewänne er etwas Gutes ab jeder Trennung von ihr,

 

so käme der Gedanke ihm keinesfalls schwer,

 

dieser Moment des Glückes wie jetzt und hier,

 

birgt sämtlichen Segen in einer Wiederkehr.

 

Führe er hinaus in die weite Welt,

 

schlimm‘ Heimweh nach ihm harrt ihrer.

 

Mit ihrer grössten Liebe unter'm Sternenzelt,

 

ist ihr Herz fort von dem Weg der Verlierer.

IV. Akt

Herzheimat

Schwarz-Weiss beieinander, vollkommenes Glück,

 

kein Hindernis mehr zwischen ihnen liegt.

 

Bedächtig näherten sie sich mit offenem Blick,

 

als Statement für jeden, der sie umgibt.

 

 

In ihren Herzen sind sie nicht mehr Schwarz-Weiß,

 

sondern endlose Nuancen der Töne des Grau‘s.

 

Gelebte Grautöne wachsen in Herzen ganz leis‘

 

zu Lebensfrohfarben über sich hinaus.

 

 

 

Sie haben dem Leben ein Signal gesetzt.

 

In der Welt darf ihr Wagnis nie verhallen:

 

Eine Hoffnung stirbt nämlich niemals zuletzt,

 

denn sie ist der Beginn von allem.

 All Lyrics © by Frank Thomas Arnhold, Januar 2023

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