J u i s t
Wir kamen uns näher.
Sie ließ mir
intimere Blicke zu.
Ich sah ihre
wahre Schönheit.
Ihr
verträumtes Räkeln im Sonnenlicht.
Hörte sie
verzaubernde Laute durch den Nebel flüstern.
Im
Zauberwald am Hammersee.
Tiefgründig.
Geheimnisvoll.
Doch voller
Vertrautheit.
Ihr Duft
betörte meine Sinne.
War wie
trunken.
Verzaubert
von ihrem wandelbaren Wesen.
Sie ließ mich ihr schönstes Lächeln sehen.
Lieblicher hätte es nicht sein können.
Wir waren
uns so nah.
Weit draußen hinter der Bill.
Zwei mit der
Kraft, von vorn beginnen zu können.
Wenn unsere Bestimmung nicht wäre.
Dieser unaufhaltbare Lauf der Zeit.
Sie erfuhr, was mich glücklich macht.
Und traurig.
Wir fühlten
uns so jung.
Waren es aber nicht mehr.
Vielleicht
doch, diesen Augenblick.
Im
Herzen.
Sie sah
meine Tränen.
Ich die ihren.
Weit draußen am Kalfamer.
Ich sah ihren Kampf.
Gegen die
Vergänglichkeit.
Jedes Sandkorn ihres schlanken Körpers hütend wie einen Schatz.
Daraus Ästhetik schaffend.
Ein Paradies formend.
Aus den Urkräften der Natur.
Stark im Einklang mit den Gezeiten.
Dem Leben so
nahe.
Und auch dem Tod.
Anfang und Ende liegen ihr zu Füßen.
Ich
versprach ihr ein Wiedersehen.
Bald.
Flüsterte ihren Namen.
Juist.
Sie legte
ihren Finger auf meine Lippen.
Sollen doch alle daran glauben.
Sie sei die längste Sandbank des Nordens.
Ich weiß um ihre Wahrheit!
© 2013 by Frank Thomas Arnhold
Samenkörner
Staunend wie ein Kind halte ich inne.
Sehe dieses Kleinod der Natur,
dieses Loblied von Sein und Nichtsein,
gesungen vom Wind und den Gezeiten.
Ein Wunder des Augenblicks
im Zeitenreich der Erdgeschichte.
Meine Hand greift die Kamera fester.
Wird es mir gelingen,
genügen meine Fähigkeiten,
annähernd diese Erlebnis
für die Nachwelt zu bannen?
Zu den vielfältigen Eindrücken
mischt sich ein kurzes „Klick“,
und noch ein weiteres.
Juist schenkt mir Versionen
von Visionen.
Ich spüre, wie sie
den Weg durch Auge und Herz
in die Kamera finden.
Oftmals einfach am Verstand vorbei…
Nüchterne Daten,
die unschätzbares Leben beinhalten.
Gleichen sie nicht Samenkörnern,
welche im Blick seines Betrachters
aufgehen und ihre Herrlichkeiten preisgeben?
© 2014 Frank Thomas Arnhold
Aufgewacht
Stille - Die Natur begehrt noch
ihren dämmernden Morgenschlaf.
Juist liegt mir ruhend zu Füssen,
den neuen Tag erwartend.
Das Meer kehrt zurück,
verteilt Streicheleinheiten im Sand
und Wolken erheben sich,
spielen mit den ersten Sonnenstrahlen.
Lichter Nebel zieht vorüber,
gleich einer federleichten Stola.
Luftig getragen schwebt sie dahin,
verflüchtigt sich zwischen mir und dem Horizont.
Eine erste Möwe hat sich aufgemacht,
dem neuen Tag entgegen zu schwingen.
Nicht lang’, werden ihr andere folgen.
Spüre ihre Freude am morgendlichen Flug in mir.
Ich fühle die Zeit vor meiner eigenen.
Weile in einem Reigen
zwischen Anbeginn und Erneuerung.
Als unbedeutende Kreatur mit weltumarmenden Gefühlen.
Kann es der Seele Keimzelle sein,
die Ängste und Sorgen
mit gottesgleicher Macht auflöst?
Ich mich mitten in ihr.
Mein genormter Verstand rüttelt an mir.
Stemmt sich mächtig gegen diesen Moment:
Welchen Sinn mache ich noch
in Anbetracht dieser Vollkommenheit?
Dennoch erscheint mir meine Seele näher denn je.
Bedingungslos friedvoll und glücklich.
Im Nu einer in mir endlosen Tiefe,
angefüllt mit kindlicher Leichtigkeit.
„Was hast du gelernt vom Gestern?“
Fragt mein Verstand.
„Ein neuer Tag ist eine neue Chance!“
Antwortet sie.
Die Insel ist aufgewacht
und ich mit ihr!
© 2013 Frank Thomas Arnhold
Ein Stück von Juist
Wo das rauschende Meer
Wohl verschafft, auch dem Gemüt,
und Salz getragen vom Wind
heimlich die Lippen überzieht,
der Sand, ohne Rast umher getrieben,
die Landschaft neu gestaltet,
da lass mich bleiben Zeit für Zeit,
ganz voller Unbekümmertheit.
Wo Gräser sich wie wildes Fell
über die Dünenhügel legen,
Austernfischer und Möwe vereint,
des freien Lebens sich erfreu´n,
wo das Reh aast ohne scheu
im Dickicht flachen Waldes,
da lass’ mich bleiben Zeit auf Zeit
ganz voller Unbekümmertheit.
Wo Rösser zieh’n die Wagen,
vom Flugfeld in den Ort,
das Schiff am Hafen anlegt;
all die Menschen voller Freud’.
Wo Gezeiten dem Monde hörig
das Land umspielen mit Macht,
da lass’ mich bleiben Zeit auf Zeit
ganz voller Unbekümmertheit.
Wo’s Firmament das Land berührt
sich im Horizont mein Auge verliert,
weitab von der Welt, bei Kalfamer und Bill
wo Entfernung und Zeit nicht enden will,
wo ich der Natur ein Gefährte bin,
mich ganz erkenne, und meinen Sinn.
Wenn ich mich nicht mehr plagen müsst’
dann hätt’ ich gern ein Stück von Juist.
© 2014 Frank Thomas Arnhold