Marylin

 

Durch viele Hände geht dein Kinderleben,

deine junge Seele irrt für sich allein.

Du verstehst nicht deiner Mitwelt Streben,

überwältigt vom Gefühl des Übrigsein.

 

Vermisst den tröstenden Mutterschoß,

des Vaters Hand ist nur neblige Leere.

In greifbarem Nichts wirst du langsam groß,

als einsame Reisende auf des Lebens Galeere.

 

Ein gutes Mittelmaß ist deine Bildung,

in Journalismus jedoch bist du ganz groß.

Aber Wesen und Körper fehlt jegliche Bindung,

nur die laufenden Bilder lassen dich nicht mehr los.

 

 

 

Dein Körper gedeiht zum Weibideal,

begehrte Rundungen wecken Begierden.

Männliche Mächte beschränken sich wertebanal

auf niederste Triebe in Kopf und Lenden.

 

Veräußern lässt sich dein blonder Schopf,

mittendrin dein roter Schmollmund lockt.

Deine Schönheit füllt bald Agenten den Topf,

wo dir noch im Innern der Zwiespalt hockt.

 

Der Mutter Wahnsinn macht dir Angst,

verlierst dein Beben an falsche Freunde.

Während du dir intakte Familie wünschst,

drängen sie, dass ihnen dein Leib sich beuge.

 

Nur wenige sehen dein zerbrechliches Ich,

ihre Liebe kannst du nicht klar erkennen.

Das Rampenlicht verblendet deine Sicht,

deine zarte Seele droht zu verbrennen.

 

Dein Talent wird übergroß gestaltet,

entsteigt dir jäh in den Starzenit.

Dein Ego wird für deine Fans gefaltet,

wirst Galionsfigur der Traumfabrik.

 

 

 

Das Bild, wie deine Fans dich seh'n,

erschreckt dich bis in dein Seelental.

Dein hochwehender Rock bleibt ewig besteh'n,

macht dich zur Ikone und weltweit zum Star.

 

Deine verwirrte Seele findet keinen Halt.

Arznei mit Alkohol lähmt nur die Not.

Dies' glamouröse Leben würgt dich eiskalt,

und treibt dich letztlich in den Tod.

 

Dein Leben spiegelt leidlich der Gierigen Sinn,

kein Schatz genügt, nicht Mal des Goldes Haufen.

Die größten Werte rinnen ihnen wie Sand dahin,

denn für Empathie können sie sich nichts kaufen.

 

Dein kurzes Leben erhebt Anklage an sie,

diese Knechte der geilen Doppelmoral.

Dein strahlender Stern erlischt indes nie,

bei ihnen fragt man, wer war'n sie nochmal!?

 

 

Photographs and Lyrics ©2022 by Frank Thomas Arnhold

(Inspiriert durch „Blonde“ ©2022 von Andrew Dominik)