Weihnachtsauftakt

 

 

 

Da steht ein Schoko Weihnachtsmann,

 

überheblich lächelnd, ganze 100 Gramm.

 

Doch ich ess‘ ihn nicht, der macht nur fett,

 

sein Glitzerpapier aber, das ist ganz nett.

 

 

 

Krame hervor die Christbaumkugeln

 

lasse dabei Weihnachtslieder spielen.

 

Die Weihnachtskarten sind abgeschickt.

 

Oh - am Christbaum ist ein Ast geknickt.

 

 

 

Und außerdem – der Baum steht schief!

 

Weshalb ich nach dem Sohne rief.

 

Der sollte ihn doch geradestellen

 

und Wasser in den Ständer füllen.

 

 

 

Doch der Baum steht wie im Trockendock.

 

Und ach! Die Kugelkiste hat ein Loch.

 

Vier Kugeln purzeln frech heraus

 

Den Scherben geh'n vier „Plopp's“ voraus.

 

 

 

Auf Socken steh‘ ich im Scherbenmeer

 

Der Christbaumständer ist immer noch leer.

 

Mein Auge sucht nach einer Rettungsfläche,

 

vielleicht ein Möbelstück als Haltestelle.

 

 

 

Die Kanne mit Christbaumwasser steht auf dem Tisch,

 

aber den Tisch erreiche ich einfach nicht.

 

So spring ich hinüber zur Blumenbank.

 

Könnte es schaffen, ist der Weg auch lang.

 

 

 

Und so heben hundertzwanzig Kilo ab,

 

treten den Flug an Richtung Blumenbank.

 

Doch die Erdanziehung kennt keine Gnade

 

Verfehle das Ziel deutlich, nicht nur so gerade.

 

 

 

Meine Socken bauen keinerlei Haftung auf.

 

Der Newton berechnete das damals auch.

 

Mein einziger Halt, man glaubt es kaum,

 

ist ein langer Ast vom Weihnachtsbaum.

 

 

 

Als drohe er mir zum Weihnachtsfeste

 

schüttelt er beängstigend die Äste.

 

In Zeitlupe und beinahe ohne Geräusch,

 

fällt er mir rücklinks in mein Kreuz.

 

 

 

Ich denke erleichtert an das fehlende Wasser,

 

denn damit wäre der Boden jetzt deutlich nasser.

 

Und grazil wie ein Elefant,

 

halt' ich den Baum fest mit einer Hand.

 

 

 

Auf einem Bein suche ich die Balance.

 

Sozusagen ist das jetzt meine letzte Chance,

 

das weder Baum noch ich zu Boden fallen,

 

aber es fehlt noch etwas, mich festzukrallen.

 

 

 

Es hilft nichts, letztlich fallen Mann und Baum,

 

unter Ästerascheln quer durch den Raum.

 

Und in der Wasserkanne Henkelritze

 

Verfängt sich jetzt die Christbaumspitze.

 

 

 

Gefangen in diesem ganzen Malheur,

 

bin ich als erster unten, ich bin halt schwer.

 

Des Baumes grüne Ästepracht,

 

senkt sich über mich ganz sacht.

 

 

 

Und dann erinnert mich die grüne Tanne,

 

ganz herzlos an die Wasserkanne.

 

Durch das Dickicht duftender Fichtennadeln

 

darf ich in deren Inhalt baden.

 

 

 

Am Gesäß plagt mich ein Stechgewitter,

 

auf Grund der Christbaumkugelnsplitter.

 

Und der Schokoladenweihnachtsmann

 

Sieht sich alles ganz gelassen an.

 

 

 

Sobald es geht werd‘ ich’s ihm geben,

 

er bezahlt dafür mit seinem Leben!

 

Ich schütte Schnaps in seine Birne

 

Und mach‘ sie mir zur Festpraline!

 

 

 

 Am Ende ist der Unfallort bereinigt,

 

der Schokomann hat sich mit Kalorien verteidigt.

 

Der Boden ist wieder sauber und trocken,

 

die Splitter raus aus Po, Hose und Socken.

 

 

 

Der Kugeln Menge reicht noch am Ende

 

und Wasser füllt den Christbaumständer.

 

Der Baum ist schmuck und leuchtet schön,

 

und ich betrachte ihn im Steh’n.

 

 

 

Puh, der Weihnachtsauftakt war nicht schlecht,

 

Ein Whisky darauf kommt mir gerad` recht.

 

Auch die Familie tritt ins Zimmer,

 

ist angetan von Glanz und Glimmer.

 

 

 

So freuen wir uns auf Weihnachten,

 

auf Frieden, Freude und den Braten.

 

Nur der Schokomann, das ist mein Bestreben,

 

wird dieses Weihnachten nicht überleben.

 

 Lyrics © 2018 by Frank Thomas Arnhold

 

Eine neue Weihnacht

 

 

 

Der Euro, dieser hieß früher mal stolz DM,

 

ist genauso knapp wie die Deutsche Mark ehedem.

 

Beim Kauf des Weihnachtsbaums spürt man gleich,

 

auch doppelt bepreist wird damit niemand reich.

 

 

 

Früher schrieb ich verträumte Texte analog auf Papier,

 

und schrieb sie neu, wenn mir etwas nicht gefiel.

 

 

Jetzt klickern die Tasten leis' vor sich hin,

 

 

will man was löschen, muss man's vorher markier'n.

 

 

 

Eine Fotografie ging damals durch manche Hand,

 

heut‘ stößt sich das Aug‘ schmerzlich am Bildschirmrand.

 

 

Viele Menschknäuel scharen sich heut' um die Rechner,

 

 

und wer vorne sitzt, der sieht einfach besser.

 

 

 

Damals holte man zu Fuß sein Geld von der Bank.

 

Jetzt hält man es es meistens virtuell in Hand.

 

Verträge man früher von Hand unterschrieb,

 

heute legitimiert man sich mit der VipID.

 

 

 

Zum Festtag haben wir als Kinder Lieder gesungen,

 

Oh Tannenbaum“ und „Es ist ein Ros‘ entsprungen“.

 

Heute streamt uns das i-Pad Unmengen Weihnachtssongs,

 

über‘s Internet mit Spotify, YouTube und i-Tunes.

 

 

 

Winterzeit ist‘s, doch nicht mehr so wie‘s mal war.

 

Der Schnee kommt jetzt erst im neuen Jahr.

 

Der Sommer langt hinein bis in den Oktober,

 

für die Weinernte ist es wohl ein Rekordjahr.

 

 

 

Der Weihnachtsbaum steht wieder in seiner Pracht,

 

doch erstmals werden jetzt blasse Kugeln angebracht.

 

Die Kerzen daran verheddern nicht mehr kabelgebunden,

 

sie beginnen jetzt fernbedient energiearm zu Funkeln.

 

 

 

Mutter backte stets Kekse für die Dose und zum Kaffee,

 

sagt heuer diesem Ritual aber lieber „Ade“.

 

Die Kinder übernehmen das Ruder ohne Gemecker,

 

mit Lebkuchen und Spritzgebäck. Man, ist das lecker!

 

 

 

Die Kinder waren früher klein und zeitweise wund,

 

sind derzeit ziemlich erwachsen und rundum gesund.

 

Schwiegerkinder reihen sich in unsere Familie ein,

 

na ja, auch die waren wohl früher mal klein.

 

 

 

Opa und Oma sind bei uns, spürbar gelinder,

 

sie wurden von Fest zu Fest immer entspannter.

 

Sie haben ihr Leben geformt, ihre Ernte ist drin.

 

Verdient nehmen sie Weihnachten ganz gelöst hin.

 

 

 

Die Anzahl der Mitesser ist somit höher am Festtagstisch,

 

freudig wird nun für Acht, Neun oder noch mehr aufgetischt.

 

Die Geschenke unterm Baum leuchten immer noch fröhlich,

 

verteilen sich nun über ganz Weihnachten zeitlich.

 

 

 

Früher gab es eine Pute zum festlichen Mahl,

 

doch wegen der Vogelgrippe sind keine mehr da.

 

Der Adventskranz ist heute nicht immer rund,

 

 

in Reih‘ steh’n die Kerzen, mit Deko Gold-bunt.

 

 

 

Meine kindliche Spannung aus früheren Festtagsstunden

 

ist mit zunehmendem Alter ganz heimlich verschwunden.

 

Ist gewichen dem Dank und Stolz über unsere Kinder,

 

sowie dem Bedürfnis nach Ruhe und Frieden.

 

 

 

Verliebtheit war früher unser Himmel auf Erden.

 

Alsbald ist‘s doch nur ein schillernder Faden.

 

Diese neue Weihnacht mit dir, meiner lieben Frau,

 

zeugt von einer Liebe gleich einem starken Tau.

 

 

 

Sehen wir zurück auf das vergangene Jahr,

 

auf Ereignisse zwischen wunder- und sonderbar.

 

Wir waren beängstigt, haben weniger gelacht,

 

und haben dabei letztlich vieles richtig gemacht.

 

 

 

Der Enkel kam vor drei Jah’n als jüngstes Wesen,

 

was mich an früher erinnert, als wär’s gestern gewesen.

 

So wunderbar unser Enkelkind wächst und gedeiht.

 

Seine Fröhlichkeit indes die ganze Familie erfreut.

 

 

 

 Im Für und Wider dieser ganzen Veränderungen,

 

wird uns auch dieses Weihnachten wieder gelingen.

 

Um gemeinsam zufrieden und glücklich zu sein,

 

ohne quälende Sorgen, trotz kriegerischer Pein.

 

 

 

Haben durchgehalten in des Lebens schäumender Wogen;

 

es hat uns gelehrt, gestärkt und intensiv erzogen.

 

Obschon das Herz manchmal ungestüm aufbegehrt,

 

ist doch vieles ein Geschenk und des Dankes wert.

 

 

 

Möge das Lachen an diesem Tische niemals versiegen,

 

ferner Friede und Freude in uns überwiegen.

 

So soll das Füllhorn unserer vielen Erinnerungen

 

mit dieser Weihnacht eine Bereicherung bekommen.

 

 

 

Noch nie gab ich zum Feste preis ein solches Gedicht,

 

es wurd‘ mir immer zu kitschig, und das mochte ich nicht.

 

Doch nun habe ich doch ein‘s ohne Duselei gemacht,

 

und wünsch‘ euch allen eine „Frohe, neue Weihnacht“!

 

 

 

© 2018/2022 by Frank Thomas Arnhold