Gibt es für einen Fotografen schlechtes Wetter? Eigentlich nur dann, wenn man auf bestimmte Naturgegebenheiten angewiesen ist. Sofern jedoch die Möglichkeit besteht, sein Konzept den äußeren Bedingungen anzupassen, ist man darüber erhaben.
Das anhaltende "schlechte" Wetter Anfang Januar 2013 forderte von mir wieder einmal chamäleonartige Flexibilität für meine Aufnahmen. Doch immer wieder versetzt mich die Natur in Erstaunen darüber, welch unbegrenztes Spektrum sie einem wachen Auge bietet. Selbst an trüben, verregneten Tagen, die leicht eine eher depressive Sichtweise entstehen lassen, zeigt sie sich in einem Gewand von geheimnisvoller Großartigkeit.
Ein nasskalter, trüber und verregneter Tag, an dem man eigentlich sogar seinen Hund in der warmen Stube
belässt, ließ mein geplantes Fotografie Projekt sprichwörtlich ins Wasser fallen. Etwas ungehalten ob der widrigen Bedingungen machte ich mich auf in das nahe gelegene Ebbegebirge im Sauerland,
um dort ein paar einfache Fotografien des nebelverhangenen Waldes anzufertigen. Während ich immer tiefer in die Wälder eintauchte lichtete sich ab und zu die Bewölkung oberhalb des Nebels und gab
plötzlich mitten im Hochwald der Tannen und Fichten diese mächtige und betagte Buche meinen Blicken frei. Wind und Wetter hatten ihr machen Ast gekostet, welche nun lose umher lagen, doch
ihr Stolz war ungebrochen. Dieser Baum hatte Charakter. Er schaffte es sogar, in der grauen Winterzeit und den spärlichen Lichtverhältnissen, mit seinem Stammschmuck aus grünem Moos, und
dem unter ihm liegenden brauen Laub, einen wunderbaren Farbkontrast zu entwickeln. Ich fragte mich wie er es geschafft hatte, hier zu überleben und alt zu werden. Allein auf das senkrecht
einfallende Licht angewiesen, und auf die nur mäßige Wasserzufuhr. Doch mir kam der Gedanke, dass die vielen Bäume drum herum ihm das Überleben vielleicht erst ermöglicht haben. Sie fingen die
eisigen Winterstürme ab, sorgten für Schatten unter der heißen Sommersonne und ließen doch genug Freiraum für Licht, Luft und Wasser, so dass er versorgt war. Vielleicht zeigt sich hier die
Weisheit der Natur, von der wir Menschen so viel lernen könnten. War dies gar ein Sinnbild für unsere Zeit, in der wir das Bedürftige schützen sollten? Möglicherweise steckt in diesem natürlichen
Szenario mehr Wirtschaft und Politik, als der Mensch je zu schaffen in der Lage ist!?
Die Wetterverhältnisse ließen mir knapp 5 Minuten Zeit, um eine würdige Fotografie dieses alten Baumes anzufertigen. So wurde dieser Baum nicht nur zum Star meiner Fotografie Serie „Nebula Silva“, sondern auch zu einer ganz besonderen Symbolik des Lebens.